Heute in der Praxis: Color dilution alopecia (CDA) oder das „Dilute – Gen“

(Loki, Border Colli, Farbe: blau – beide Eltern schwarz)

Immer häufiger sehen wir blaue/silberne Hunde auf den Straßen. Obwohl man diese Farben so bisher noch nicht bei der Rasse gesehen hat. Und das hat auch einen Grund.

Es handelt sich hierbei um eine Veranlagung in der Genetik die durch Zufall oder Absicht gezüchtet wurde bzw. gezüchtet wird.

Hunde in Sonderfarben. Fluch oder Segen?

Genetik
Das Dilute – Gen oder im Fachterminus „Color dilution alopecia“ ist eine Farbvariante die genau genommen zu einer Verdünnung/Aufhellung der Ursprungsfarbe führt.

* Eumelanin und Phäomelanin sind zwei Pigmente, die zusammen für die Haar-/Hautfarbe verantwortlich sind.
Eumelanin ist bei braunen und schwarzen Hunden dominant, während Phäomelanin mit seinem Rot-Pigment für hellblonde, blonde und rote Haare zuständig ist.
Somit hellt sich Eumelanin auf und Phäomelanin (ruft Hellbraun hervor) bleibt fast unverändert.
Schwarze und dunkelbraune Stellen im Fell werden also aufgehellt und die Bereiche, an denen das Fell hellbraun ist, sind kaum verändert. Aufgehellte Tiere neigen zu Haarausfall und Veränderungen an der Haarwurzel.

Das Dilute – Gen wird mit „d“abgekürzt, es ist rezessiv (1) vererbbar und kann mittels Gen-Test nachgewiesen werden.

* Es werden 2 Kopien des Gens durch die Eltern an die Welpen vererbt:

DD: Vater und Mutter haben das Wildtypallel vererbt und somit wird das Fell nicht aufgehellt.

Dd: Ein Elternteil hat ein Allel für die verdünnte Farbvariante vererbt, allerdings ist es nicht sichtbar. Hier wäre ein Test empfehlenswert, falls man mit dem Tier züchten möchte, um bei der Verpaarung keine weitere ungewollte Mutation zu erzeugen.

dd: Hier haben beide Eltern die verdünnte Farbvariante vererbt. Schwarz wird zu blau usw.

Das Merle – Gen
Auch das Merle – Gen ist hier nicht außer Acht zu lassen. Merle x Merle darf nicht verpaart werden. Fast weiße Welpen die dann auch taub und/oder blind sein können, sind aus solchen Merle x Merle Verpaarungen oft das Ergebnis.

Das Merle – Gen wird mit „m“ abgekürzt.

mm: Vater und Mutter haben das Wildtypallel vererbt und somit ist keine Anlage für das Merle Gen vorhanden.
Fellfarbe: Non – Merle

Mm: Das Tier selbst ist Merle, ein mischerbiger Träger und wird das Merle – Gen mit 50% Wahrscheinlichkeit an seine Nachkommen weiter geben.
Fellfarbe: Merle

MM: Hier ist das Tier ein reinerbiger Träger und wird das Merle – Gen zu 100% an seine Nachkommen weiter vererben.
Fellfarbe: Double-Merle

M(c)m: „Kryptische“ Merle werden Tiere bezeichnet die mischerbige Träger sind, aber selbst nicht Merle Farbend. Zu einer 50% Wahrscheinlichkeit wird das Merle – Gen an die Nachkommen vererbt.
Fellfarbe: Non-Merle (heterozygot „kryptisches“ Merle)

M(c)M(c): Die reinerbige „kryptisch“ Merle Variante. Weitervererbung mit 100% Wahrscheinlichkeit.
Fellfarbe: Non – Merle (homozygot „kryptisches“ Merle)

M(c)M: Eine Mischerbung die sowohl das „kryptisch“ Merle und das „normale“ Merle mit 50% Wahrscheinlichkeit weitervererbt.
Fellfarbe: Merle (heterozygot „kryptisches“ Merle)

Rassen
Je nach Rassestandard ist die dd-Mutation erwünscht. Wie z.B. bei der Deutschen Dogge. Oder sie ist unerwünscht (auf jeden Fall in Deutschland), wie z.B. bei den Dobermännern und dem Deutschen Pinscher.
Typische Merle Farbende Rassen: Australian Shepherd, Border Collies oder auch bei Deutschen Doggen zu finden uvm.

Farbnamen
– Lilac
– Silber
– Blau
– Mausgrau
– Blue Merle
– Isabella
– Pink
– Champagner
– Creme
– Red Merle
uvm.

Pathologie (Krankheitslehre)
Alopecia = krankhafter Haarausfall

Somit kann es bei der CDA zu krankhaftem Haarausfall kommen, der sich massiv und auffällig von normalem Fellwechsel unterscheidet, da er vermehrt z.B. den Rumpf betrifft.
Durch eine sekundär Infektion der Haut kann es schlimmsten Falls zu chronischen Hautentzündungen kommen:
Wie oben schon erwähnt kann es bei Merle x Merle Verpaarungen zu weißen tauben und/oder blinden Welpen kommen.
Um festzustellen ob es sich um eine CDA handelt, kann man Haarproben einsenden oder eine Hautbiopsie machen lassen.
Das Merle – Gen kann mittels Bluttest oder Backenabstrich nachgewiesen werden.

Zum Abschluss
Nicht jeder Hund in diesen „Sonderfarben“ ist zwingend krank. Dennoch sollte man wissen, womit man es zu tun hat und worauf man ggfs. achten sollte.

(1) Rezessiv: Es gibt in der Genetik die Unterscheidung zwischen „dominant“ und „rezessiv“. Dominant setzt sich bei der Merkmalsausprägung gegen ein rezessives Allel durch. Ein rezessives Allel kann sich dennoch durchsetzen. Entweder liegt ein weiteres rezessives Allel vor oder das einzelne rezessive Allel ist homozygot (Reinerbigkeit).